2014-12-01:
The Candy Desk

Herzlich willkommen im Kuriositäten-Adventskalender 2014! In den letzten Jahren haben wir uns hier Internet-Meme angeguckt, dieses Mal konzentrieren wir uns auf Kuriositäten der Welt jenseits der Tastatur.

Heute geht es mit einer ganz süßen Geschichte los: Im Sitzungssaal des US-Senats (der "kleinen" Kammer des US-Kongresses, deren Mitglieder die US-Bundesstaaten vertreten), gibt es einen Tisch, dessen Schublade voller Süßigkeiten ist. Ursprünglich 1965 von einem republikanischen Senator für den Eigenbedarf angelegt, wurde er wenige Jahre später zum Allgemeinvorrat und ist seither als Candy Desk bekannt.

In den ersten Jahrzehnten bezahlte der jeweils am Tisch ansässige Senator die Süßigkeiten selbst, später begannen Süßigkeitenhersteller aus dem Heimatbundesstaat damit, das Wiederauffüllen zu sponsern. Momentan gibt es daher Produktte aus Illinois: Wrigley’s Gum, Garrett Popcorn, Tootsie Rolls und Jelly Bellies.

Hier gibt es ein Foto des Tisches. Essen ist im Saal übrigens eigentlich nicht erlaubt.

2014-12-02:
Eija-Riitta Eklöf-Berliner-Mauer

Frau Eklöf-Berliner-Mauer ist eine 1954 geborene Schwedin, die nach eigenen Angaben mit der Berliner Mauer verheiratet war.

Für die Eheschließung 1979 engagierte sie einen Animisten, der zwischen ihr und der Mauer kommunizieren und so auch das Ja-Wort der Mauer weitergeben sollte.

Es gibt einen weiteren bekannten Fall von Objektsexualität, nämlich Erika Eiffel, die 2007 den Eiffelturm "heiratete" und das Unterstützungsnetzwerk OS international gründete. Um Unterschied zum Fetischismus empfinden Objektsexuelle tatsächlich den Gegenstand an sich als anziehend. Ich zitiere von der Homepage:

Nicht alle Objectùm-sexuals lieben ein Objekt, welches sich in der Öffentlichkeit befindet. Aber diejenigen, die ein solches Objekt lieben, sehen sich zweifellos denselben Problemen und Komplikationen einer Fernbeziehung gegenüber.

Es sei denn es gibt ein günstige Voraussetzung, wie z.b. seinem Objekt regelmässig bei der Arbeit zu begegnen.

Eine grosse Entfernung zum geliebten Objekt, macht es hingegen schwierig, dass sich eine zufriedenstellende Beziehung entwickeln kann.

Um diese schwierige Herausforderung zu überwinden, erwerben oder bauen viele Objectùm-sexuals maßstabgetreue Modelle von ihren Lieben nach, die das Original zwar niemals ersetzen können, jedoch soetwas wie eine geistige Verbindung zu ihm aufrecht erhalten. Vergleichbar mit denjenigen, die Fotografien oder Assecoires ihrer abwesenden Partner wie Schmuck an sich tragen, der sie ständig an ihren abwesenden Liebespartner erinnert.

Seit dem Mauerfall bezeichnet sich Frau Eklöf-Berliner-Mauer als Witwe.

2014-12-03:
Schachboxen

Ursprünglich als Kunstperformance gedacht, entwickelte sich Schachboxen seit der Erstaufführung in Berlin 2003 zu einer sehr realen, professionellen, internationalen Wettkampfsportart.

Die Regeln sind einfach: Es werden im Wechsel dreiminütige Box- und Schachrunden ausgetragen, bei insgesamt 11 Runden, wobei mit Schach begonnen wird. Zwischen den Runden gibt es jeweils eine Pause von 60 Sekunden.

Ein Sieg kann durch Schachmatt, Knockout, Aufgabe oder Disqualifikation des Gegners oder Ablauf seiner Bedenkzeit erzielt werden. Nur falls die Schachpartie remis endet, wird nach Boxpunkten entschieden.

2014-12-04:
Der Ussher-Lightfoot-Kalender

Der irische Theologe James Ussher hat im 17. Jahrhundert mal nachgerechnet, wann Gott eigentlich die Welt erschaffen hat, indem er mithilfe der Bibel und historischen Ereignissen ab Jesu Geburt zurückrechnete. Die Bewertung der Methodik überlasse ich jedem selbst ;-)

Der Brite John Lightfoot hatte bereits einige Jahre zuvor ähnliche Berechnungen angestellt, weshalb er oft im gleichen Atemzug genannt wird (und tatsächlich kam er zu einem erstaunlich ähnlichen Ergebnis, was damit zu tun haben kann, dass beide in einem Bereich landen wollten, der von den Gelehrten zu diesem Zeitpunkt ohnehin akzeptiert war. Oh, jetzt habe ich doch bewertet.)

Für die erste Zeit nach der Schöpfung war es ganz einfach Zeiträume zu bestimmen, schließlich enthält die Bibel eine detaillierte Stammfolge der männlichen Nachfahren Adams inklusive Altersangaben. Diverse Bibelfassungen nennen hier zwar unterschiedliche Werte, aber er hielt sich einfach an die hebräische. Irgendwann reißt diese Stammfolge ab, und es wird nur noch die jeweilige Herrschaftsdauer der Könige angegeben. Schließlich reißen auch diese Angaben ab und Ussher musste versuchen, die restlichen Ereignisse in der Bibel und historische Daten in Übereinstimmung zu bringen.

Da dem Begründer der christlichen Zeitrechnung, Dionysius Exiguus ein offensichtlicher Fehler unterlaufen war (man hatte herausgefunden, dass Herodes im Jahr 4 vor Christus gestorben war, weshalb Jesus nicht später geboren worden sein konnte), korrigierte Ussher alle Werte um 4 Jahre nach unten.

Mithilfe weiterer Indizien schränkte er auch die Jahreszeit, Woche, Wochentag und Uhrzeit ein, und verkündete schließlich, wann die Welt erschaffen worden sei:

Am 23. Oktober 4004 v. Chr. um 9 Uhr morgens.

2014-12-05:
Die 24-Stunden-Ameise

Die 24-Stunden-Ameise (paraponera clavata, tropische Riesenameise) lebt an den Küsten Zentral- und Südamerikas und kann bis zu 2,5 cm lang werden.

Das Besondere an ihr ist, dass sie einen Stachel hat, mit dem sie Angreifern ein starkes Gift verabreichen kann.

Es gibt eine Skala, die zur Bewertung der Schmerzhaftigkeit von Insektenstichen benutzt werden kann, den Schmidt Sting Pain Index. Er reicht von 1 ("als ob ein winziger Funke ein einziges Haar auf dem Arm ansengt") über 2 ("als ob jemand eine Zigarre auf deiner Zunge auslöscht") und 3 ("als ob jemand einen Bohrer benutzt, um einen eingewachsenen Zehennagel freizulegen oder man einen Becher mit Salzsäure über eine Schnittwunde schüttet") bis zur Stufe 4+ ("als ob man über glühende Kohlen läuft und dabei einen sieben Zentimeter langen, rostigen Nagel in der Ferse stecken hat").

Die 24-Stunden-Ameise wird auf dieser Skala mit 4+ bewertet, ihre Stiche gelten als die schmerzhaftesten der Welt. Oft werden die Schmerzen so beschrieben, als würde man bei lebendigem Leibe verbrennen. Nach etwa 24 Stunden lassen die Schmerzen nach, das Gift hinterlässt keine bleibenden Schäden im Gewebe.

Fun fact: Es gibt eine südamerikanische Stammesgruppe, die diese Ameisen als Mutprobe und Initiationsritus verwendet: Wer die Schmerzen erträgt, eignet sich als Stammesführer.

2014-12-06:
Alan Smithee

Neulich habe ich beim Recherchieren für ein Seminar-Paper über Esoterische Programmiersprachen über eine Aufzeichnung einer echten Aufführung eines in Shakespeare geschriebenen Programms gestolpert. Als Regisseur wird in den Credits ein "Alan Smithee" aufgeführt. Das hätte ich beinahe so in die References geschrieben, dann dachte ich: "Hm, mal gucken, was der noch so gemacht hat."

Stellt sich heraus: Der Name ist ein Pseudonym, der von Regisseuren benutzt wird, die nicht mit ihrem Film in Verbindung gebracht werden wollen. Erstmals wurde er 1968 beim Film Death of a Gunfighter (Frank Patch – Deine Stunden sind gezählt) benutzt, bei dessen Dreharbeiten es zum Streit zwischen Hauptdarsteller und Regisseur kam, weshalb er von einem anderen Regisseur fertiggestellt wurde. Beide wollten jedoch nicht in den Credits erwähnt werden, weshalb man sich auf den möglichst einzigartigen Namen Alan Smithee einigte. Manche Rezensoren lobten dann diesen "ihnen bisher unbekannten" Regisseur :3

Hier ist seine Filmographie auf IMDb, die 79 Werke umfasst (darunter auch zwei MacGyver-Folgen!).

2014-12-07:
The Magic Roundabout

Der magische Kreisverkehr wurde 1972 in Swindon, Südengland errichtet, um die dort vorher zu Stoßzeiten auftretenden Staus zu vermindern. Er verbindet die fünf meistbefahrenen Straßen der Stadt und besteht aus fünf kleinen Kreisverkehren, die jeweils mit zwei gegenläufigen Straßen verbunden sind. So wird es Autofahrern ermöglicht, sich innerhalb des großen Kreisverkehrs nicht nur im Uhrzeigersinn zu bewegen (wie in England üblich), sondern im Innenring auch entgegen des Uhrzeigersinns fahren zu können, wodurch sie zum Beispiel schneller zur ersten Ausfahrt rechts der Ankunftsstraße gelangen.

Tatsächlich scheint seit Konstruktion des Straßensystems das Stauaufkommen deutlich zurückgegangen zu sein. Einwohner scherzen, das liege daran, dass viele Pendler durch den Kreisverkehr so abgeschreckt seien, dass sie lieber einen Umweg in Kauf nähmen, um ihn zu vermeiden.

2014-12-08:
ORGAN²/ASLSP

ORGAN²/ASLSP ist ein Musikstück von John Cage, das so langsam wie möglich (as slow as possible) auf einer Orgel gespielt werden soll. Die Uraufführung 1989 dauerte 29 Minuten, bei über 3 Minuten pro Notenblatt.

Doch einigen Leuten war das nicht langsam genug. Seit 2001 wird das Stück in einer ungenutzten Kirche in Halberstadt aufgeführt. Es begann mit einer Pause von anderthalb Jahren, weshalb der erste Ton im Februar 2003 erklang. Seitdem gab es zwölf Tonwechsel, der nächste wird am 5. September 2020 stattfinden, save the date! Enden wird das Stück 2640, falls wir nicht vorher die Kirche und/oder die Erde kaputtmachen.

Die Orgel befindet sich unter einer Abdeckung aus Plexiglas, um die Lärmbelastung für Anwohner in Grenzen zu halten. Sie ist außerdem mit einem Notstromaggregat ausgestattet, um Stromausfällen vorzubeugen.

2014-12-09:
Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch

Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch (aus dem Walisischen für "Marienkirche in einer Mulde weißer Haseln in der Nähe eines schnellen Wirbels und der Thysiliokirche bei der roten Höhle") ist ein Ort im Norden von Wales mit dem längsten Ortsnamen Europas. Der Name wurde im 19. Jahrhundert eingeführt, um die Eisenbahngesellschaft dazu zu bewegen, dort einen Bahnhof zu errichten (siehe Bild).

Die Ortschaft hat Städtepartnerschaften mit Ee in den Niederlanden und Y in Frankreich.

Übrigens ist Krung Thep Maha Nakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Yutthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udom Ratchaniwet Maha Sathan Amon Phiman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit ist der zeremonielle Name von Bangkok und in Neuseeland gibt es einen Hügel namens Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturi­pukakapi­kimaungahoronu­kupokai­w.

2014-12-10:
Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz

Weil's so schön zum gestrigen Eintrag passt, hier ein weiterer Längenrekord:

Das Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz (kurz RflEttÜAÜG), war ein Gesetzesvorschlag, der 1999 vom dortigen Landwirtschaftsminister Till Backhaus in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern eingebracht wurde. Im lesenswerten Plenarprotokoll ist an vielen Stellen von "Heiterkeit bei den Abgeordneten" die Rede. Und Johann Scheringer (PDS) merkte an:

"Wir haben fein geregelt, wer die Rinderkennzeichnung und die Rindfleischetikettierung überwacht, aber ich frage mich schon seit längerem, wer ernstlich in diesem Land die Kennzeichnung und die Etikettierung von Gesetzen und die Gesetzeskultur überwacht, damit keine solchen Sprachungetüme, eigentlich so ein Blödsinn entsteht."

Das 2000 tatsächlich beschlossene Gesetz trug dann den amtlichen Kurztitel Rinderkennzeichnungs- und Rindfleisch­etikettierungs­überwachungs­aufgaben­übertragungs­gesetz. Dennoch ist das der ursprüngliche Name als eines der längsten deutschen Bandwurmwörter bekannt geworden. 2013 wurde das Gesetz übrigens aufgehoben.

2014-12-11:
Die Norwegische Butterkrise

Wegen heftiger Regenfälle im Sommer 2011 konnten die norwegischen Kühe weniger Grasen, was zu einer Milchknappheit führte: Es wurden 20.000.000 Liter weniger Milch produziert als in den Jahren davor. Weil gleichzeitig hohe Zollgebühren für den Import von Butter erhoben wurden (um norwegische Bauern vor ausländischer Konkurrenz zu schützen), kam es Ende des Jahres zu einer Verknappung der Butterbestände. Tja, eins kam zum anderen, und im Dezember kostete ein Päckchen Butter dann umgerechnet 39 Euro, denn sie wurde zur Zubereitung des Weihnachtsgebäcks gebraucht, was die Nachfrage zusätzlich ankurbelte.

Aber eigentlich will ich auf die netten Geschichten am Rande der Butterkrise hinaus:

Schwedische Supermärkte warben mit kostenloser Butter für norwegische Kunden, um sie über die Grenze zum Einkaufen zu locken. Mehrere Personen wurden beim Butterschmuggeln ertappt. Zeitungen versprachen Neuabonnenten ein halbes Kilo Butter als Prämie. Studenten versteigerten online Butter, um Abschlussparties zu finanzieren. Auf dänischen Flughäfen wurde Butter in den duty-free shops verkauft, und eine dänische Fernsehsendung startete einen Hilferuf, durch den sie 4000 Packungen Butter zusammenbekamen, die dann an die Norweger verteilt wurden.

2014-12-12:
Die Wurstkatastrophe

Nein, keine Sorge – Norwegen ist nicht auch noch in eine Würstchenkriese gestürzt, es geht um etwas ganz anderes.

Und zwar um ein mathematisches Problem: Wie packt man eine (endliche) Anzahl von gleich großen Kugeln so zusammen, dass, wenn man sie einpacken würde, das Paket ein möglichst kleines Volumen hätte? Man kann sie einfach alle in eine Reihe legen (diese Anordnung nennen die Forscher Wurst), oder sie in einer Ebene anordnen, ähnlich wie Bienenwaben (Bezeichnung: Pizza). Schließlich kann man sie auch dreidimensional anordnen (Cluster).

Und da ergab sich nun folgendes: Für bis zu 55 Kugeln scheint die Wurst-Packung optimal zu sein, aber für 56 Kugeln springt irgendetwas plötzlich um, und man kann zeigen, dass es bessere Packungen in Pizza oder Cluster-Form gibt. Für 57 ist dann wohl wieder eine Wurst optimal, genauso für 58, 63 und 64. Und für alle anderen gibt es wieder bessere Cluster- oder Pizzapackungen. Und diese plötzliche, chaotische Verhaltensänderung wird in den wissenschaftlichen Arbeiten Wurst-Katastrophe genannt.

2014-12-13:
Mill Ends Park

1946 bemerkte der Journalist Dick Fagan ein Loch auf dem Mittelstreifen einer Straße in Portland, Oregon. Dort sollte ursprünglich ein Laternenmast aufgestellt werden. Er bepflanzte das Loch und berichtete regelmäßig in seiner Kolumne Mill Ends (nach den Endstücke von Holzscheiten, die in Sägewerken abfallen) über die Ereignisse in seinem "Park". 1976 wurde er tatsächlich zu einem offiziellen Park und somit zum kleinsten Park der Welt.

Sein Inhalt wechselt regelmäßig. So beherbergte er schon ein Schwimmbad für Schmetterlinge, ein Riesenrad (das mit einem normal großen Kran angeliefert wurde), und wurde im Zuge der Occupy-Proteste 2011 als Demonstrationsort genutzt.

2014-12-14:
Schein-Bushaltestellen

Hierbei handelt sich um Bushaltestellen-Attrappen, die oft mit einem fiktiven Fahrplan ausgestattet sind, an denen aber nie ein Bus hält. Das ganze befindet sich dann zum Beispiel vor Altenheimen mit demenzkranken Patienten, um diese "aufzufangen", wenn sie mit dem Bus "nach Hause" fahren wollen. Die Idee ist, mithilfe der Schein-Bushaltestellen zu verhindern, dass die Patienten dann wirklich mit dem Bus irgendwo hinfahren und gesucht werden müssen.

Die Idee kommt ursprünglich aus Remscheid, inzwischen gibt es solche Haltestellen unter anderem auch in Dortmund, München und Köln. Wissenschaftliche Nachweise eines positiven Effektes gibt aber wohl nicht, und manche Fachleute vermuten auch, dass die Patienten nur noch unruhiger werden, wenn der Bus dann einfach nicht kommt…

2014-12-15:
Toilettenspülungs-Normprüfkörper

Wenn man nach DIN 1385 überprüfen möchte, ob eine Toilettenspülung korrekt funktioniert, braucht man als ordentlicher Toilettenspülungstester natürlich eine geeignete… payload, die dem Original hinsichtlich seiner physikalischen Eigenschaften möglichst nahe kommt.

Eine Quelle nennt folgendes Rezept für Toilettenspülungs-Normprüfkörper, das auf eine Universität in Paris zurückzuführen sei:

Vermengen und in Kunstdärme füllen. Mahlzeit!

2014-12-16:
Walexplosion

Es gibt drei dokumentierte Fälle von Walexplosionen:

Die erste ereignete sich 1970 in Oregon. Ein toter Pottwal wurde an den Strand gespült, und die Behörden standen vor dem Problem, wie sie ihn nun entsorgen sollten. Ihn zu vergraben, meinte man, wäre nicht effektiv, weil er dann bald wieder freigespült würde. Man beschloss daher, ihn mit einer halben Tonne Dynamit zu sprengen (siehe Foto), was sich ebenfalls als unklug herausstellte: Walstücke verteilten sich in großem Umkreis, und das Auto eines Beteiligten wurde durch herabfallende Teile beschädigt. Wenn in den folgenden Jahren ein Wal angespült wurde, wurde er erst verbrannt, und dann vergraben. Heutzutage schleppt man sie zurück ins Meer. (Nicht ekeliger Fernsehbericht)

2004 explodierte ein Wal in einer Stadt in Taiwan, während er gerade auf einem fahrbaren Untersatz zu einer Obduktion gefahren wurde. Man geht davon aus, dass sich im Inneren des Wals durch die Sonneneinstrahlung hohe Temperaturen bildeten, was zu einem starken Gasdruck führte. (SEHR ekeliger Artikel)

Die dritte Explosion geschah 2013 auf den Färöer-Inseln, vor den laufenden Kameras eines Fernsehteams, das gerade die Obduktion des Wals dokumentierte. Der ausführende Meeresbiologe hatte ziemlich Glück. (SEHR ekeliger Fernsehbericht)

2014-12-17:
Frittierte Marsriegel

Um 1995 fing eine Fish-and-Chips-Bude in Schottland an, normale Marsriegel in Backteig zu tunken und diese zu frittieren. Das Gericht breitete sich schnell aus, sodass 2004 laut einer Studie etwa 22% aller Fish-and-Chips-Läden in Schottland frittierte Marsriegel verkauften. Inzwischen gibt es sie auch in Australien, Kanada, England und Irland, die Kombination mit Eis ist sehr beliebt.

2009 erfand dann übrigens ein Texaner Frittierte Butter, wofür er einen süßen Backteig verwendete, und sie nach dem Frittieren noch mit Zucker und Zimt bestäubte… Das scheint seitdem ein Hit auf amerikanischen Jahrmärkten zu sein.

2014-12-18:
Molwanîen, Land des schadhaften Lächelns

Hierbei handelt es sich um eie Parodie auf Reiseführer, die 2004 von drei australischen Autoren veröffentlicht wurde. Sie wollten ihre schlechten Reiseerfahrungen in Europa verarbeiten, ohne ein wirklich existierendes Land zu beleidigen. Hier abgebildet ist die Flagge des Landes, die "Tricolore"…

Molwanîen wird als postkommunistischer südeuropäischer Staat "in der Windrichtung Tschernobyls" beschrieben, das viele Klischees über Balkanländer und die ehemaligen Ostblockstaaten erfüllt. Die Bewohner sind verschroben (und betreiben offensichtlich schlechte Zahnpflege), die Regierung inkompetent, die Verwaltung hoffnungslos bürokratisch. Die Sprache ist so kompliziert, dass man 16 Jahre brauche, um sie zu erlernen. Sie verwendet unterschiedliche Artikel, die davon abhängen, ob das Subjekt männlich, weiblich, sächlich, oder eine Käseart ist. Unter den Touristenattraktionen des Landes ist "einer der ältesten Kernreaktoren Europas".

Von den selben Autoren ist auch erschienen:

2014-12-19:
Extrembügeln

Eines Tages hatte der Brite Phillip Shaw keine Lust mehr, zum Bügeln zuhause bleiben zu müssen. Da er Bergsteiger war, beschloss er, sein Bügeleisen und -brett mitzunehmen und eine Bergtour zu machen. Nach und nach ließen sich mehr Menschen von der Idee begeistern, auch die Medien und Werbefirmen wurden aufmerksam.

Es bildeten sich mehrere Disziplinen aus, wie Rocky Style (an Steilhängen und Kletterwänden), Tourism Style (unter möglichst vielen Leuten) oder Air Style (beim Basejumping oder in Flugzeugen), aber auch Unterwasserbügeln und Synchronbügeln.

Auf YouTube findet man viele Aufzeichnungen.

2014-12-20:
4'33''

Hierbei handelt es sich um ein weiteres Musikstück von John Cage, den ihr schon von ORGAN²/ASLSP kennt. Es besteht aus drei Sätzen, die jedoch überhaupt keine Noten enthalten. Stattdessen können die Zuhörer 4 Minuten und 33 Sekunden lang die Geräusche wahrnehmen, die im Aufführungsraum natürlich vorkommen, wie Straßenlärm oder das Rascheln des Publikums.

Bei der Uraufführung 1952 kam es zum Tumult, weil den Zuschauern im Vorfeld nicht bekannt war, das bei der Aufführung nichts zu hören sein würde. Die Aufführungszeit von 4'33'' wurde vorher ausgewürfelt, bei anderen Längen wechselt das Stück seinen Namen.

Das Stück wirft interessante Fragen hinsichtlich des Urheberrechts auf: Tatsächlich wurde 2002 ein englischer Musiker von Cage's Erben verklagt, weil er das Plagiat "One Minute of Silence" veröffentlicht hatte, auch wenn dieser der Meinung war, es handele sich bei seinem Stück um sehr viel bessere, konzentriertere Stille. Später wurde berichtet, die Parteien hätten sich außergerichtlich auf die Zahlung einer sechsstelligen Entschädigung geeinigt. Das Klageverfahren stellte sich dann aber letztendlich als Werbetrick heraus ;-)

2010 schaffte es eine Variation des Stücks, genannt Cage Against the Machine, auf Platz 21 der britischen Charts, durch eine über das Internet koordinierte Voting-Aktion.

2014-12-21:
Die Steinlaus

Die Steinlaus (Petrophaga lorioti) war Protagonist eines alten Fernsehsketches von Loriot: Sie wird als kleines Nagetier beschrieben, das sich von Steinen und Metall ernährt.

1983 wurde ein fingierter Artikel über die Steinlaus in ein Standard-Nachschlagewerk der Medizin, den Pschyrembel aufgenommen. Er unterschied zwischen Gallen- und Nierensteinläusen und zitierte aus (ebnso erfundenen Forschungsarbeiten). Auch sei sie im Bereich der Homöopathie gut einsetzbar.

Mittlerweile ist die Steinlaus ein bekannter wissenschaftlicher Witz, auf den immer wieder Bezug genommen wird: So brachte die Stadt Zürich ein Merkblatt bei Steinlausbefall heraus. Und im Dortmunder Zoo gibt es ein Steinlausgehege.

2014-12-22:
Caganer

Der Caganer ist eine katalanische Krippenfigur, die oft etwas abseits des Stalls mit der Krippe platziert wird, und dort defäkiert. Füher stellte die Figur oft einen Bauern mit roter Mütze dar, heute gibt es zahlreiche Variationen wie Politiker oder Comicfiguren.

Der Ursprung dieser Tradition ist nicht bekannt, möglicherweise soll die Figur den ewigen Kreislauf der Natur symbolisieren.

Eine andere katalanische Weihnachtssitte ist übrigens der Tió de Nadal, ein Baumstamm mit Gesicht, der von den Kindern während der Adventszeit "gefüttert" wird, und der dann an Heiligabend die Geschenke auskackt.

2014-12-23:
Das 1. Wiener Gemüseorchester

1998 trat in Wien zum ersten Mal ein zwölfköpfiges Orchester auf, das auf Instrumenten aus Gemüse musizierte: Flöten aus Karotten, Kürbisse als Trommeln, Kohl für lustige Quietschgeräusche. Da die Instrumente für jeden Auftritt neu gefertigt werden müssen, sagen einige Mitglieder, für sie fange das Konzert schon beim Besuch auf dem Gemüsemarkt an.

Im Anschluss an das Konzert bereitet ein Koch aus den Instrumenten eine Suppe zu, die ans Publikum verteilt wird.

2014-12-24:
WP:KK

Ihr habt euch vielleicht gefragt, wie ich auf die Themen für diesen Kalender gestoßen bin. Manche wissen es bestimmt auch schon, allen anderen möchte ich es heute verraten: Aus dem Artikel Wikipedia:Kuriositätenkabinett, abgekürzt WP:KK.

In meiner Schule gab es eine Whitelist, die den Zugang zum Internet auf einige wenige Seiten einschränkte. Die Seiten der Wiki-Familie waren darunter. Irgendwann stolperte ich über WP:KK und verbrachte dort viele Freistunden ;-) Dieser Kalender enthielt einige meiner Lieblingskuriositäten.

Ich habe das mal überschlagen: Da ist noch Stoff für die nächsten 34 Jahre drin.

Für dieses hingegen sind wir nun durch. Nun habe ich noch eine Frage an Dich, lieber Leser: Gibt es irgendwelche Themenbereiche, die Dich im nächsten Jahr besonders interessieren würden? Hast Du sonstige Kommentare zu Inhalt und Form des diesjährigen Kalenders im Kopf? Ich würde mich über eine Nachricht freuen. Alternativ kannst Du hier auch einfach kurz anklicken, wie Dir der Kalender gefallen hat: {1, 2, 3, 4, 5} Sterne.

Dann bleibt mir nur noch, mich für euer Interesse zu bedanken! Habt ein spannendes Jahr!